Clara Boesl arbeitet an dem Versuch, ästhetische Phänomenologien und Modeerscheinungen von Kitsch bis hin zur Kopie zu zerlegen und die somit entstandenen Teile auf fantastisch zweifelhafte Weise weiterzubauen. Die vorhandenen Möglichkeiten des zu bespielenden Raums und die jeweiligen Ausstellungssituation tragen maßgeblich zu Boesels Vorgehensweise bei. Clara Boesl wurde 1993 in Landshut (DE) geboren. Sie absolvierte das Bachelorstudium textil.kunst.design sowie das Diplomstudiom Bildhauerei an der Kunstuniversität Linz und ein Jahr an der Universidat National in Bogotá (COL) in der Studienrichtung Artes Plasticas.
Dijon steht ganz im Zeichen der Edition. So ist der Guss eine traditionelle plastische Vervielfältigungsmethode, ein bildhauerisches Äquivalent der Druckgrafik. Es ist ein immer etwas anderer Abzug des immer Gleichen. Hierbei handelt es sich um Messinggüsse, die den flüchtigen Moment eines kleinen Missgeschicks reproduzieren. Es ist ein Surrogat der tropfenden Form. Denn ist der Klecks einmal ins massive Material übersetzt, kommt die Form unter wohligen Temperaturen nicht mehr recht ins Rinnen. Der Titel der Arbeit repliziert die scheinbar endlos fließenden Referenzen alter Meister, maskiert mit der Schreibweise des ganz köstlichen Dijon-Senfs. In einschlägigen Genuss-Ratgebern empfiehlt sich neben einer Reise nach Dijon auch das Sammeln von Kunst–Editionen als Einstieg in die Sammlertätigkeit. Doch diesem Einstieg liegt auch schon die Begründung eines Depots inne. Dijon stellt den Anspruch an sich selbst, gute Kunst für unters Sofa zu sein. Dort lässt sich bestenfalls eine unprätentiöse Kuriositätensammlung einlagern.