„Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. […] Wir wollen preisen die angriffslustige Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den Laufschritt, den Salto mortale, die Ohrfeige und den Faustschlag. […] Ein Rennwagen, ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake. […] Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert. […] Schönheit gibt es nur noch im Kampf. Ein Werk ohne aggressiven Charakter kann kein Meisterwerk sein. […] Wir wollen den Krieg verherrlichen — diese einzige Hygiene der Welt –, den Militarismus, den Patriotismus, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes. […]“
Mit diesen Worten beginnt das präfaschistische „Futuristische Manifest“ von Filippo Tommaso Marinetti aus dem Jahr 1909. Der Text, der Kunst und Gesellschaft über Generationen prägte, propagiert und verherrlicht all das, woraus sich unsere Gegenwart speist, wovon sie sich heute erholen muss und wofür es Gegenmodelle zu entwickeln gilt: Geschwindigkeit und Technik, Beschleunigung und industrialisierte Gewinnmaximierung, Krieg und Militarismus, Aggression und Männlichkeit, Ablehnung der Vergangenheit, der akademischen Wissenschaft, der Natur und alles Weiblichen.
Die Gruppenausstellung Re: FUTURE (draft) zeigt vor diesem Hintergrund unterschiedliche Positionen, Auseinandersetzungen und Skizzen, die sich der “Zukunft der Zukunft" widmen. Die Arbeiten der Künstler*innen verbindet ein zugleich utopischer wie dystopischer, teilweise anachronistischer, auch erschöpfter Zugang zu Gegenwart und Vergangenheit. Sie umkreisen die Frage: (Wie) ist Zukunft noch denkbar?, verweisen auf alternative Konzepte des Zusammenlebens, des Denkens von Welt, Gemeinschaft und Umwelt, arbeiten mit Rückbezügen in die Vergangenheit und skizzieren vorsichtige Entwürfe einer potentiellen, -postfuturistischen - Zukunft.