Eine Begreifbarkeit des Universums kann nicht vorausgesetzt werden. Wissenschaft (Theorie, Hypothese, Experiment, Vermessung) hat das Ziel, den Horizont unserer sinnlichen Beschränkung zu erweitern. Zugleich ist sie immer auch Instrument der Rückversicherung unseres eigenen Wesens und unserer Position im Universum.
Die hermeneutische Legitimation, die Präzision der Instrumente, die Komplexität der Theorien wachsen seit der Neuzeit ins Unermessliche. Die astronomischen Grenzen der „erfahrbaren“ Welt erweitern sich kontinuierlich. Zugleich erreichen die Messgrößen und Toleranzen elementarer Physik (Zeit, Raum, Teilchen) Kleinstdimensionen, die sich unserem Vorstellungsvermögen entziehen. Aber es wird – Hypothese – trotz alldem immer ein metaphysischer Raum des Nichtmessbaren bleiben.
Die präzisen Skulpturen Miriam Hamanns repräsentieren in ihrer abstrakt „einfachen“ Eleganz das Metaphysisch-Unbegreifbare wissenschaftlicher Erkenntnis. Ihr ästhetische Faszination konterkariert jede Form irrationalen Dogmatismus. Damit entfalten die Arbeiten eine höchst aktuelle Relevanz.
Der fundamentalistische Dogmatiker erträgt die Lücken, Distanzen und Widersprüche nicht. Miriam Hamanns Skulpturen abstrahieren, ästhetisieren und zelebrieren dagegen mit technischer Präzision das Phänomen des Unerreichbaren. Im Unerreichbaren liegt immer ein tiefer Moment der Melancholie.