Aus der Vogelperspektive erinnert die vom Menschen gestaltete Landschaft an einen Fleckerlteppich. Wie ein riesiges digitales Muster überziehen Spuren landwirtschaftlicher Tätigkeiten die Erde. Menschliche Aktivitäten zur Bewirtschaftung, zur Beschleunigung des Anbaus und zur Steigerung des Ertrags hinterlassen unnatürliche Natur. Je kultivierter eine Region, desto geometrischer werden die Muster; Unregelmäßigkeiten und Wildwuchs verraten verlassene Orte, Chaos, Armut und Anarchie.
In der Ausstellung DOING WHAT THEY DO BEST setzt sich die estnische Künstlerin Laura Põld mit Landnutzung, Agrarwirtschaft und den sichtbaren Folgen menschlicher Aktivitäten auf die Erdoberfläche auseinander. Als Ausgangspunkt dienen Forschungen der ersten deutsch-baltischen Agrarchemikerin Margarete von Wrangell (1877 – 1932) zu Pflanzenernährung, Dünger und Phosphat im Boden. Gedanken zu Terraforming, Ökologie und Ökonomie verbinden sich in Põlds Arbeiten zu Skulpturen und modellhaften Landschaften. Sie kombiniert eine Vielzahl von Materialien wie Ton, Garn, Holz, Stahl und gefundene Objekte und bedient sich dabei traditioneller Handwerkstechniken – vom Tischlern bis zur Teppichherstellung.
Die Ausstellung wird begleitet von Lou Sheppards Text „Family Matter“, der auf vielen Ebenen mit Põlds Objekten kommuniziert. In präziser, poetischer Sprache umkreist er kreatürliche Bewegungen, menschliche wie wurmartige Verhaltensweisen und materielle Verwandlungen. Er mäandert schlangenlinienförmig vom Regenwurm zum Kompost, vom lebenshungrigen Verschlingen der Nährstoffe hinab durch die Darmwindungen, in den Kreislauf der Wirtschaft – und retour. Von der Entstehung im Schlamm zurück in den Morast.
Põld: „Ich bemerke Zyklen im Verhalten der Materialien. Wenn ich mit Textil oder Ton arbeite, muss ich die Eigenheiten des Materials akzeptieren, wir gehen eine Allianz ein. Lou Sheppard hat den Text „Family Matter“ speziell für diese Ausstellung geschrieben. Viele Schlüsselwörter und Ideen – wie das Motiv der Würmer – haben sich in unseren wöchentlichen Gesprächen herauskristallisiert. Ich lade die Besucher*innen ein, sich mit unserem Gedankenaustausch über die Lebendigkeit aller Materie – und deren Poesie – zu verbinden.“
Die Ausstellung ist ab 1.5.2021 geöffnet. Aufgrund der Covid-19 Maßnahmen ist ein Besuch nur nach Voranmeldung möglich. Wir sorgen dafür, dass in den Räumlichkeiten die Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen eingehalten werden können, eine FFP-2-Maske ist verpflichtend.
Die Ausstellung wurde zusätzlich vom Kulturministerium der Republik Estland unterstützt.
Grafikdesign Plakat & Broschüre: Jaan Evert
Download Text „Family Matter“ von Lou Sheppard