„Wertvolle, wirklich bedeutende kulturelle Sachen bezeichnen eigentlich nichts – sie haben ihren eigenen Wert. Erst post factum wird ihnen die Fähigkeit zugedacht, das Andere der Kultur, das Unbewußte, das Unaussprechbare zu bezeichnen – was eigentlich schon ihrer Profanierung gleichkommt.“ (Boris Groys). Die Künstler_innen Marian Luft, Michèle Pagel und Spøren Reiman haben sich erstmals zu einer gemeinsamen Ausstellung zusammengefunden. Aus einem über einen Zeitraum von einem halben Jahr geführten Austausch über Motive, Beweggründe und Hindernisse entstand die Ausstellung „Sehnsucht ist heilbar / Sehnsucht ist unheilbar“. Der widersprüchliche Titel verweist auf eine Grundproblematik künstlerischen Schaffens: die beständige Suche nach dem „Neuen“ und dessen willkürliche Definition durch die Neubestimmung der Grenze zwischen einem Bereich des wertlosen und „Profanem“ und der als wertvoll erachteten „Kultur“. Wir sehnen uns nach dem Neuen, weil es die zur Subjektbildung notwendige Differenz erzeugt. Kulturgeschichte ist die Geschichte solcher Differenzierungen durch künstlerische Innovationskraft. Aber kann Kunst dieses Versprechen halten, ja will und soll sie es überhaupt noch? Kann das „Neue“ also immer utopisch sein und unsere Sehnsucht nach Kultur heilen? Oder verweist es immer wieder bloss auf das Alte und überlässt uns unheilbarer Nostalgie?